
Negative Gedanken wie „Ich bin nicht gut genug“ aktivieren in unserem Gehirn automatische emotionale Reaktionen – zum Beispiel Frustration, Angst oder Unsicherheit. Diese Gedanken sind mit neuronalen Netzwerken verbunden, die das Selbstbild stützen. Je öfter ein negativer Gedanke auftaucht, desto stärker wird die synaptische Verbindung und unser Selbstbild verfestigt sich.
Manchmal versuchen Menschen, diese negativen Gedanken durch positive Affirmationen zu ersetzen – zum Beispiel „Ich bin gut genug“. Das Problem: Solche Affirmationen stoßen oft auf das bestehende Glaubenssystem. Wenn der positive Satz im Widerspruch zu den eigenen Überzeugungen steht, registriert das Gehirn diesen Konflikt als Inkonsistenz. Das führt häufig dazu, dass die Affirmation abgelehnt wird oder sich innerlich nicht „wahr“ anfühlt.
Reframing geht einen anderen Weg: Statt die Realität oder das Selbstbild direkt zu verändern, wird die Bedeutung eines Gedankens neu interpretiert. Ein Satz wie „Ich bin nicht gut genug“ kann zum Beispiel in „Ich habe viele Interessen und möchte mich breit aufstellen“ umgedeutet werden. Diese Formulierung widerspricht dem bestehenden Selbstbild nicht, sondern öffnet eine neue Perspektive.
Im Gehirn aktiviert dieses neue Verständnis die kognitive Flexibilität und ermöglicht es, alternative Interpretationen zu entwickeln, ohne die alten neuronalen Netzwerke löschen zu müssen. Dabei entsteht oft ein spontanes „Ach ja, stimmt!“-Gefühl: Das Belohnungssystem wird leicht aktiviert, Motivation steigt, und neue Handlungen werden wahrscheinlicher.