Immer wieder sprechen wir in den therapeutischen Gesprächseinheiten über das der Situation anhaftende „Schicksal“.
Wer oder was ist aber dieses Schicksal?
Es beschreibt die Vorstellung, dass bestimmte Ereignisse oder Lebenswege vorgegeben und damit unvermeidbar oder von etwas Höherem bestimmt sind. In besonders schmerzhaften Situationen kann der Schicksalsgedanke eine beruhigende Ordnung stiften: „Es soll so sein.“
Auch bietet der Schicksalsgedanke eine sinnstiftende Erklärung an. Das kann emotional entlasten.
Dieses Schicksal existiert nicht wirklich, aber der Glaube daran erfüllt stabilisierende Funktionen und schützt vor lähmender Selbstkritik.
Die Gedankenschleife „Warum ich?“ kann dem Schicksal überlassen werden und lässt das Innere zur Ruhe kommen.
Manchmal wird das eigene Schicksal auch jemand anderem „zurückgegeben“. Man sagt dann: „Das ist dein Schicksal, nicht meins.“
Im Inneren sortiert dieser Satz etwas Wichtiges: Verantwortung, Zugehörigkeit und emotionale Lasten lassen sich neu ordnen.
In Partnerschaften, Familien oder Freundschaften sorgt das für Rollenklarheit, für die Loslösung von Schuld- oder Pflichtgefühlen und hilft, die eigene Lebensrichtung wiederzufinden.
Das „Schicksal zurückgeben“ ist eine sinnvolle symbolische Handlung und meint: „Ich entlasse mich aus deiner Geschichte und übernehme wieder die Autorität über mein Leben und meine Entscheidungen.“