Mark Twain hatte recht: Der Unterschied zwischen dem richtigen und dem beinahe richtigen Wort ist der Unterschied zwischen einem Blitz und einem Glühwürmchen.
Doch manchmal scheint es, als würden wir in einer Zeit leben, in der jedes Glühwürmchen gleich für einen Blitz gehalten wird.
Ich nehme (politische) Aussagen ernst, weil Worte nicht unschuldig sind. Geschichte zeigt, dass Macht selten mit Taten beginnt – sie beginnt mit Sprache: mit Abgrenzung, mit Formulierungen, die Menschen in Kategorien einteilen. Wer Verantwortung trägt, trägt sie also zuerst im Wort. Gleichzeitig erschöpft sich gesellschaftliche Auseinandersetzung heute oft im Aufbauschen einzelner Sätze. Der Empörungsreflex ersetzt das Nachdenken. Manchmal wäre es hilfreicher, nicht nur zu reagieren, sondern zu verstehen, warum jemand so spricht – und was diese Sprache über unsere gemeinsame Wirklichkeit verrät.
Zwischen sprachlicher Sensibilität und Überreaktion liegt ein schmaler Grat. Den zu finden ist vielleicht eine der wichtigen Herausforderungen unserer Zeit.